Freiheit für die Füße!
Gehen ohne Schuhe ist die reinste Wohltat – nicht nur für die Sinne. Regelmäßig barfuß laufen ist gut für die Haltung und hält den gesamten Körper fit.
Mit nackten Füßen über eine feuchte Wiese laufen, über Sand und glatte Kiesel in einen Badesee gehen oder auf trockenen Waldpfaden joggen, wo kleine Ästchen und Steinchen auch mal piksen: Unsere Füße lieben das kribbelnde Gefühl von Abenteuer und Freiheit. Der direkte Kontakt mit Umwelt und Untergrund wirkt wie eine Massage. Dabei werden die Durchblutung und die Nerven stimuliert. Außerdem ist Barfußlaufen ein optimales Training für die Fußmuskulatur. Wer seinen Füßen ein Barfuß-Workout gönnt, stärkt damit den Bewegungsapparat und profitiert von einer besseren Körperhaltung. Eine gute Fußmuskulatur beugt vielen Beschwerden vor wie Problemen in Knien, Fersen, Beinen und Rücken. Experten gehen davon aus, dass sich bestehende Leiden verbessern können – wichtig ist, dass regelmäßig auf die Schuhe verzichtet wird.
Barfuß gehen kann im Prinzip jeder in jedem Alter
Nur wer viele überflüssige Pfunde auf den Hüften hat, sollte vorsichtig sein. Das Gewicht verstärkt die Kräfte, die auf Bänder und Sehnen wirken, und kann zu Schäden führen. Diabetiker sollten draußen besonders achtsam sein, um Verletzungen an den Füßen zu vermeiden, die bei Betroffenen schlecht heilen.
Ob Spaziergang, Jogging oder Nordic Walking: Am besten gewöhnt man die Füße allmählich an verschiedene Böden und steigert die Distanz langsam. Wer besonders empfindlich ist, kann den „unten-ohne“-Einstieg mit leichten Barfußschuhen probieren. Dank einer dünnen, besonders flexiblen Sohle schützen diese, lassen den Zehen aber viel Freiraum. Inzwischen gibt es schicke Varianten, die man auch im Alltag tragen kann.
Klingt zunächst paradox: Beim Barfußjoggen wirken geringere Belastungen auf den gesamten Bewegungsapparat als beim Laufen mit Schuhen. Warum das Laufen auf blanken Sohlen besser ist als mit puffernden Sport-Sneakers, haben Wissenschaftler der Harvard-Universität (USA) untersucht.* Sie fanden heraus: Barfußläufer kommen vor allem mit dem Vorder- und Mittelfuß auf. Dadurch wird zugleich das Längs- und das Quergewölbe des Fußes genützt, dessen Stützstruktur den Aufprall abfedert.
Auf festen Böden, etwa asphaltierten Geh- und Fahrradwegen, läuft es sich komfortabel. Abwechslung für die nackten Füße bietet dagegen natürliches Terrain. Dabei wird das Gleichgewicht noch besser trainiert, was vor Stürzen schützt. Dazu kommt die haptische Erfahrung: Wie fühlen sich Schlamm, Kies und Mulch an? Der bewusste Kontakt und das Nachspüren verbessern die Wahrnehmung und Konzentration. Nebenbei wirkt so eine Erkundungstour wunderbar entspannend. Viele Gemeinden haben Barfußpfade, -parks und spezielle Wanderwege geschaffen, die mit unterschiedlichen Untergründen zu abwechslungsreichen Lauferlebnissen einladen. Im Prinzip bietet sich jedoch fast überall dazu Gelegenheit.
Herrlich: Im Sommer in der Mittagspause mal barfuß eine kleine Runde über die Wiese im nahen Park drehen. Eine Wohltat nicht nur für die Füße!
Tipps für Barfußläufer
➜ Für alle Fälle immer ein paar leichte (Lauf-)Schuhe einpacken
➜ Wegen der Verletzungsgefahr beim Hausarzt den Tetanusschutz überprüfen und gegebenenfalls auffrischen lassen
➜ Wer diabetesbedingte Fußprobleme hat, sollte nicht barfuß laufen. Das Risiko für schlecht heilende Wunden ist erhöht
➜ Die Füße nach dem Walken oder Laufen reinigen und regelmäßig eincremen
➜ Auf die Signale des Körpers achten
➜ Lieber häufiger und kürzer laufen
➜ Mehr Infos unter www.barfusspark.info
* Lieberman, D. et al: Foot strike patterns and collision forces in habitually barefoot versus shod runners. Department of Human Evolutionary Biology,11 Divinity Avenue, Harvard University, Cambridge, Massachusetts 02138, USA, Nature 463, 531-535 (28 January 2010) | doi:10.1038/nature08723
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